Zuletzt aktualisiert am 05.12.2025 7 Minuten Lesezeit

Bluetooth

Bluetooth ist eine drahtlose Funktechnologie für die Datenübertragung über kurze Distanzen. Die Technologie arbeitet im lizenzfreien 2,4-GHz-ISM-Band und ermöglicht es Geräten wie Smartphones, Kopfhörern, Tastaturen und IoT-Sensoren, ohne Kabelverbindung miteinander zu kommunizieren. Der Name stammt vom dänischen Wikingerkönig Harald Blauzahn, der im 10. Jahrhundert verschiedene Stämme vereinte - eine Parallele zur Vereinigung verschiedener Geräte durch die Funktechnologie.

Geschichte und Entwicklung

Die Grundlagen von Bluetooth wurden 1994 bei Ericsson in Schweden entwickelt. Die Ingenieure Jaap Haartsen und Sven Mattisson arbeiteten an einer kabellosen Alternative zu seriellen Verbindungen zwischen Mobiltelefonen und Zubehör. 1998 gründeten Ericsson, Nokia, IBM, Toshiba und Intel die Bluetooth Special Interest Group (SIG), um einen einheitlichen Standard zu entwickeln.

Das charakteristische Bluetooth-Logo vereint die altnordischen Runen für H (Hagalaz) und B (Berkano) - die Initialen von Harald Blauzahn. Die erste offizielle Spezifikation (Version 1.0) wurde 1999 veröffentlicht. Seitdem hat sich die Technologie durch zahlreiche Versionen weiterentwickelt und ist heute in Milliarden von Geräten weltweit verbaut.

Technische Grundlagen

Frequenzbereich und Modulation

Bluetooth nutzt das ISM-Band (Industrial, Scientific, Medical) im Frequenzbereich von 2,402 bis 2,480 GHz. Dieser Bereich ist weltweit lizenzfrei nutzbar, wird aber auch von anderen Technologien wie WLAN und Mikrowellengeräten verwendet. Um Störungen zu minimieren, setzt Bluetooth das Frequency Hopping Spread Spectrum (FHSS) ein.

Beim FHSS-Verfahren wechselt die Übertragungsfrequenz bis zu 1600 Mal pro Sekunde zwischen 79 verschiedenen Kanälen (je 1 MHz Bandbreite). Dieses schnelle Frequenzspringen bietet mehrere Vorteile: Es reduziert die Anfälligkeit für Störungen, erschwert das Abhören der Kommunikation und ermöglicht es mehreren Bluetooth-Verbindungen, denselben Frequenzbereich zu teilen.

Leistungsklassen und Reichweite

Bluetooth definiert drei Leistungsklassen, die die Sendeleistung und damit die maximale Reichweite bestimmen. Die Klasseneinteilung ermöglicht einen Kompromiss zwischen Reichweite und Energieverbrauch für verschiedene Anwendungsszenarien.

| Klasse | Sendeleistung | Reichweite | Typische Anwendung |\n|--------|---------------|------------|--------------------|\n| Class 1 | 100 mW (20 dBm) | bis 100 m | Industrielle Geräte |\n| Class 2 | 2,5 mW (4 dBm) | bis 10 m | Smartphones, Laptops |\n| Class 3 | 1 mW (0 dBm) | bis 1 m | Kompaktgeräte |

Die meisten Consumer-Geräte wie Smartphones und Kopfhörer nutzen Class 2. Mit Bluetooth 5.0 wurden die Reichweiten durch optimierte Modulationsverfahren deutlich erhöht - unter idealen Bedingungen sind mit Class 1 bis zu 240 Meter möglich, allerdings bei reduzierter Datenrate.

Bluetooth-Versionen im Überblick

Seit der ersten Version hat sich Bluetooth kontinuierlich weiterentwickelt. Jede neue Version brachte Verbesserungen bei Geschwindigkeit, Reichweite, Energieeffizienz oder Funktionsumfang.

| Version | Jahr | Wichtigste Neuerungen |\n|---------|------|----------------------|\n| 1.0 | 1999 | Erste offizielle Spezifikation |\n| 2.0 + EDR | 2004 | Enhanced Data Rate, bis 3 Mbit/s |\n| 3.0 + HS | 2009 | High Speed über WLAN, bis 24 Mbit/s |\n| 4.0 | 2010 | Bluetooth Low Energy (BLE) eingeführt |\n| 4.2 | 2014 | Verbesserte Sicherheit, IPv6-Unterstützung |\n| 5.0 | 2016 | 4x Reichweite, 2x Geschwindigkeit |\n| 5.1 | 2019 | Direction Finding für präzise Ortung |\n| 5.2 | 2020 | LE Audio mit LC3-Codec |\n| 5.3 | 2021 | Verbesserte Energieeffizienz |\n| 5.4 | 2023 | Periodic Advertising mit Responses |

Version 4.0 markierte einen Wendepunkt mit der Einführung von Bluetooth Low Energy (BLE). Diese Variante wurde speziell für batteriebetriebene Geräte entwickelt, die nur gelegentlich kleine Datenmengen übertragen - ideal für Fitness-Tracker, Smartwatches und IoT-Sensoren.

Bluetooth Classic vs. Bluetooth Low Energy

Moderne Bluetooth-Geräte unterstützen oft beide Varianten: Bluetooth Classic (BR/EDR) für kontinuierliche Datenströme und Bluetooth Low Energy (BLE) für energieeffiziente, sporadische Übertragungen. Die Unterschiede sind fundamental und bestimmen den jeweiligen Einsatzzweck.

| Merkmal | Bluetooth Classic | Bluetooth Low Energy |\n|---------|-------------------|---------------------|\n| Energieverbrauch | Höher | Sehr niedrig |\n| Datenrate | Bis 3 Mbit/s | Bis 2 Mbit/s |\n| Latenz | ~100 ms | 6 ms möglich |\n| Verbindungsaufbau | Dauerhaft | Verbindungslos möglich |\n| Typische Anwendung | Audio-Streaming, Dateitransfer | Sensoren, Beacons, Wearables |

Bluetooth Classic eignet sich für Anwendungen mit kontinuierlichem Datenstrom wie Kopfhörer, Lautsprecher oder kabellose Mäuse. BLE hingegen ist optimiert für Geräte, die nur alle paar Sekunden oder Minuten kleine Datenpakete senden - etwa ein Temperatursensor oder ein Fitness-Armband, das Schritte zählt.

Netzwerktopologien: Piconet und Scatternet

Bluetooth-Geräte kommunizieren in sogenannten Piconets. Ein Piconet besteht aus einem Master-Gerät, das die Kommunikation koordiniert, und bis zu sieben aktiven Slave-Geräten. Der Master gibt die Frequenzsprungsequenz vor und fragt die Slaves in festgelegten Zeitslots ab (Polling-Verfahren).

Mehrere Piconets können zu einem Scatternet verbunden werden. Dabei kann ein Gerät gleichzeitig Slave in einem Piconet und Master in einem anderen sein. Diese Struktur ermöglicht komplexere Netzwerke mit größerer Reichweite, erfordert aber entsprechende Verwaltungslogik im Gerät.

Bluetooth-Profile

Profile definieren standardisierte Kommunikationsprotokolle für bestimmte Anwendungsfälle. Sie stellen sicher, dass Geräte verschiedener Hersteller miteinander kompatibel sind. Die wichtigsten Profile für IT-Fachleute sind:

  • A2DP (Advanced Audio Distribution Profile): Hochwertiges Audio-Streaming zu Kopfhörern und Lautsprechern\n- HFP (Hands-Free Profile): Freisprecheinrichtungen und Telefonie\n- HID (Human Interface Device Profile): Tastaturen, Mäuse, Gamecontroller\n- SPP (Serial Port Profile): Emuliert serielle Schnittstelle, nützlich für Legacy-Anwendungen\n- GATT (Generic Attribute Profile): Basis für BLE-Kommunikation mit Diensten und Charakteristiken\n- PAN (Personal Area Network Profile): IP-basierte Netzwerkverbindung über Bluetooth

Das GATT-Profil ist besonders wichtig für Bluetooth Low Energy. Es definiert eine hierarchische Struktur aus Diensten (Services) und Charakteristiken (Characteristics), über die BLE-Geräte ihre Daten bereitstellen. Ein Herzfrequenzmesser bietet beispielsweise einen "Heart Rate Service" mit einer Charakteristik für den aktuellen Pulswert.

Pairing und Sicherheit

Beim Pairing bauen zwei Bluetooth-Geräte erstmals eine vertrauenswürdige Verbindung auf. Dabei werden kryptografische Schlüssel ausgetauscht, die für die Verschlüsselung der Kommunikation verwendet werden. Moderne Geräte nutzen Secure Simple Pairing (SSP), das verschiedene Authentifizierungsmethoden bietet:

  • Numeric Comparison: Beide Geräte zeigen eine Zahl an, der Benutzer bestätigt die Übereinstimmung\n- Passkey Entry: Ein Gerät zeigt einen Code, der am anderen eingegeben wird\n- Just Works: Automatisches Pairing ohne Benutzerinteraktion (geringere Sicherheit)\n- Out of Band (OOB): Authentifizierung über separaten Kanal wie NFC

Für die Verschlüsselung verwendet Bluetooth Classic den E0-Algorithmus, während BLE auf den sichereren AES-CCM mit 128-Bit-Schlüsseln setzt. Trotz dieser Maßnahmen gab es in der Vergangenheit Sicherheitslücken wie BlueBorne oder KNOB. Daher ist es wichtig, Firmware-Updates zeitnah einzuspielen und Bluetooth bei Nichtgebrauch zu deaktivieren.

Typische Einsatzgebiete

Bluetooth hat sich in zahlreichen Bereichen als Standard für kabellose Nahbereichskommunikation etabliert. Die Technologie findet sich sowohl im Consumer-Bereich als auch in professionellen und industriellen Anwendungen.

Audio und Entertainment

Der größte Anwendungsbereich sind drahtlose Audiogeräte. Kopfhörer, Earbuds, Lautsprecher und Soundbars nutzen Bluetooth für die kabellose Musikübertragung. Mit LE Audio und dem neuen LC3-Codec verbessert sich die Audioqualität bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch deutlich.

IoT und Smart Home

Bluetooth Low Energy ist eine Schlüsseltechnologie für das Internet of Things (IoT). Sensoren, smarte Thermostate, Türschlösser und Beleuchtungssysteme nutzen BLE für die energieeffiziente Kommunikation. Mit Bluetooth Mesh lassen sich große Netzwerke aus hunderten Geräten aufbauen, etwa für die Gebäudeautomatisierung.

Wearables und Gesundheit

Fitness-Tracker, Smartwatches und medizinische Geräte wie Blutzuckermessgeräte oder Pulsoximeter setzen auf BLE. Der geringe Energieverbrauch ermöglicht wochenlange Akkulaufzeiten bei kontinuierlicher Datenerfassung. Die Geräte synchronisieren sich mit einer Smartphone-App, die die Daten auswertet und visualisiert.

Eingabegeräte und Peripherie

Kabellose Tastaturen, Mäuse und Grafiktabletts nutzen Bluetooth für die Verbindung zum Computer. Das HID-Profil sorgt für Kompatibilität mit allen gängigen Betriebssystemen. Auch Gamecontroller für Konsolen und PCs setzen zunehmend auf Bluetooth statt proprietärer Funklösungen.

Bluetooth in der IT-Praxis

Als Fachinformatiker für Systemintegration wirst du Bluetooth bei der Einrichtung von Arbeitsplätzen, der Anbindung von Peripheriegeräten und zunehmend auch bei IoT-Projekten begegnen. Das Verständnis der Technologie hilft bei der Fehlerdiagnose, wenn Verbindungen nicht funktionieren oder Audiogeräte Aussetzer haben.

In der Anwendungsentwicklung ist Bluetooth relevant bei der Entwicklung von mobilen Apps, die mit BLE-Geräten kommunizieren. Frameworks wie Core Bluetooth (iOS) oder das Android Bluetooth API ermöglichen die Implementierung eigener Bluetooth-Funktionalitäten. Auch die Entwicklung von Firmware für IoT-Geräte erfordert Kenntnisse über BLE-Profile und das GATT-Protokoll.

Quellen und weiterführende Links